Illuminatenforschung

Im Spätsommer des Jahres 1783 begann der berühmte Übersetzer englischer und französischer Literatur Johann Joachim Christoph Bode seine Arbeit als unmittelbar in die höchsten Ränge beförderter Illuminat. Bode war als bedeutender Repräsentant der Strikten Observanz im größeren Bereich der deutschen Freimaurerei erst Monate zuvor von Adolph Freiherr Knigge für den Illuminatenorden gewonnen worden. Schnell legte er fest, wer über ihm stünde: Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der im selben politischen Schachzug Haupt der deutschen Provinzen des Illuminatenordens wurde. Das sorgte nicht nur dafür, dass der Orden das Verbot in Bayern erst einmal relativ gut überstand, und dass der Ordensgründer, Adam Weishaupt, am Ende als politisch Verfolgter in Gotha Schutz fand. Es sorgte vor allem dafür, dass wir dank der Akten, die Bode und Ernst II. sammelten, über den Illuminatenorden zumindest in seiner letzten Blüte, der Thüringer der Jahre 1784 bis 1788, heute einmalig gut informiert sind.

Der Aktenbestand Bodes ging mit seinem Tod 1793 an Ernst II., der ihn mit den örtlichen Ordensakten und persönlicher freimaurerischer Korrespondenz anreicherte. Testamentarisch verfügte der Regent die Überführung nach Schweden, wo die Akten die nächsten Jahrzehnte im Verborgenen überdauern sollten. Nach wechselvoller Geschichte liegt dieser Aktenbestand heute in 19 Bänden der „Schwedenkiste“ im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und, Band 10, im Sonderarchiv Moskau.

Am Forschungszentrum Gotha wird dieser Bestand seit 2009 untersucht: Martin Mulsow, Hermann Schüttler, Reinhard Markner, Markus Meumann und Olaf Simons befassten sich in verschiedenen Arbeitsprojekten sukzessive mit dem Bestand – Markus Meumann und Olaf Simons von 2013 bis 2016 im Rahmen des DFG-geförderten Projektes „Illuminatenaufsätze im Kontext der Spätaufklärung – ein unbekanntes Quellenkorpus“. Ergebnis dieser Arbeit ist unter anderem die heute zentrale Plattform der Illuminatenforschung, die The Gotha Illuminati Research Base.

Es gelang uns, die Illuminatenforschung in Gotha zu verstetigen – eine Arbeitsstelle Illuminatenforschung ist dazu von der Universität Erfurt aus am Forschungszentrum etabliert. Die Arbeit am Illuminatenorden ist zudem seit 2017 Teil des größeren Gotha um 1800 Projektes. Daneben entstehen derzeit zwei Dissertationen am Forschungszentrum, die sich mit dem Orden befassen.

Kontakt:

    Dr. Olaf Simons
    Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
    Am Schloßberg 2
    99867 Gotha

Banner oben: Adam Weishaupt, Adolph Freiherr Knigge, Johann Joachim Christoph Bode, Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg