Zwei Schriften aus Gotha zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erklärt

Die UNESCO hat im Rahmen ihres Programms Memory of the World (MOW) zwei Schriften aus der Forschungsbibliothek Gotha zum Weltdokumentenerbe erklärt. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch, 14. Oktober, um 10 Uhr, im Herzog-Ernst-Kabinett der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein, werden die Schriften präsentiert.

Bei den beiden Dokumenten handelt es sich um die arabische Handschrift al-Masalik wa al-mamalik des islamischen Gelehrten al-Istakhri und um die frühe Druckschrift Von der Freyheyt eynisz Christenmenschen des Wittenberger Reformators Martin Luthers aus dem Jahre 1520.

Abū Isḥāq Ibrāhīm b. Muḥammad al-Fārisī al-Karḫī al-Iṣṭaḫrī: Kitāb al-Aqālīm, Abschrift 1173, FB Gotha, Ms. orient. A 1521, fol. 39b-40a, Abbildung von Fārs.
Abū Isḥāq Ibrāhīm b. Muḥammad al-Fārisī al-Karḫī al-Iṣṭaḫrī: Kitāb al-Aqālīm, Abschrift 1173, FB Gotha, Ms. orient. A 1521, fol. 39b-40a, Abbildung von Fārs.

Das Werk al-Masalik wa al-mamalik gilt als eines der bekanntesten geographischen Bücher aus dem 10. Jahrhundert nach Christi Geburt. Neben ausführlichen geographischen Beschreibungen thematisiert das Werk sozioökonomische, kulturelle und politische Verhältnisse in der islamischen Welt dieser Zeit, die mit 21 geographischen Karten illustriert sind. Das Werk wurde sowohl ins Persische als auch ins Osmanisch-Türkische übersetzt und über zahlreiche Abschriften vervielfältigt, die sich heute in mehreren Bibliotheken und Museen weltweit befinden. Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt die älteste erhaltene Abschrift der Handschrift in arabischer Sprache, die 569/1173 angefertigt wurde. Im Auftrag der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg erwarb der Forschungsreisende Ulrich Jasper Seetzen die Handschrift 1807 in Kairo. Die älteste persische Übersetzung befindet sich heute im Iranischen Nationalmuseum in Teheran. Teheran und Gotha haben zusammen ihre beiden Handschriften als Weltdokumentenerbe vorgeschlagen und sind nun in das UNESCO-Weltregister aufgenommen worden.

Bei Luthers Freiheitsschrift handelt es sich um ein bedeutendes Frühwerk des Reformators, das er im Herbst 1520, zur Hochphase seiner Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche, veröffentlichte. Die Schrift richtet sich in deutscher Sprache an alle Menschen und thematisiert die Freiheitsfrage in religiöser Hinsicht. Die zweigeteilte Antwort, die Luther hierauf in Anlehnung an 1. Kor 9,19 gab, ist bekannt:

Martin Luther: Von der Freyheyt eynisz Christen menschen. Wittenberg 1520. FB Gotha, Theol. 4° 224/8 (8).
Martin Luther: Von der Freyheyt eynisz Christen menschen. Wittenberg 1520. FB Gotha, Theol. 4° 224/8 (8).

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemanden untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Der Gothaer Druck kam erst 1717 unter dem Bibliothekar und lutherischen Theologen Ernst Salomon Cyprian in den Bestand der Herzoglichen Bibliothek. Unter seiner Anleitung wurden mehr als 600 von Luthers Schriften in Sammelbänden zusammengeführt, so auch der vorliegende, der 34 Schriften mehrheitlich aus dem Jahr 1520 und als Nummer 8 die Freiheitsschrift umfasst.

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