Workshop: „An den Haaren herbeigezogen“. Zur Kultur- und Wissensgeschichte des Haares

Zum Workshop ‚“An den Haaren herbeigezogen“. Zur Kultur- und Wissensgeschichte des Haares‘ unter Leitung von Prof. Dr. Martin Mulsow lädt das Forschungszentrum am 9. Juni, von 13 bis 17 Uhr, in den Seminarraum des Forschungszentrums ein.

Haare sind überall: wenn es um Distinktion zwischen Religionen oder Bevölkerungsgruppen geht, um einen individuellen Anspruch, aber auch um die Demütigung durch andere – die Haartracht ist immer eine Aussage. Sie fällt als erstes in den Blick, ob es nun Bärte sind oder Glatzen, Perücken oder Zöpfe, lange oder kurze Frisuren. Diese Aussage ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich reflektiert worden: so wird die Kulturgeschichte des Haares auch zu seiner Wissensgeschichte. Historiker haben sich bemüht, frühere Haar- und Bartmoden zu rekonstruieren, und haben dieses Wissen dann teilweise legitimatorisch in die ihnen zeitgenössischen Auseinandersetzungen über Haare wieder eingespeist.

Unsere Sprache gibt einen Eindruck davon, wie sehr das Thema „Haar“ auch Metaphernspender für abstrakte Sachverhalte geworden ist: Haarspaltereien, Haarsträubendes, um ein Haar, aufs Haar genau, das Haar in der Suppe, die Haare zu Berge stehen, Haare auf den Zähnen, graue Haare bekommen. Wenige Themen sind so vielfältig anschlußfähig wie das der Haare.

In Kurzvorträgen wollen sich Mitarbeiter und Stipendiaten des Forschungszentrums Gotha sowie Gastwissenschaftler dem Phänomen annähern.

Das Programm:

13:00 Stefan Hanß (Berlin): Bartakteure in der Frühen Neuzeit

13:30 Dirk Jacob Jansen (Erfurt/Gotha): Tizian, Strada und das Haar

14:00 Martin Mulsow (Erfurt/Gotha): Um des Kaisers Bart. Gelehrte Traktate „De barba“ zwischen Späthumanismus und Numismatik

14:30 Pause

14:45 Antoine Haaker (Wroclaw): De bello capillari. Salmasius and the hair war of the 17th century

15:15 Lucinda Martin (Erfurt/Gotha): Adiaphora im Pietismus oder der ungewöhnliche Fall von Gichtels Perücke und Dittmars Bart

15:45 Kristina Kandler (Marburg): Haar und Kopfputz im populären Medium des „Gothaischen Hofkalenders“

16:15 Sebastian Dorsch (Hamburg/Gotha): Haar und Amerika

16:45 Abschlussdiskussion

Die Vorträge dauern ca. 15 Minuten, danach sind 15 Minuten Diskussion vorgesehen.

Zum Programmplakat.

Abbildung: A woman having her extremely high wig (which towers over her head in an oval form and is flanked by parallel horizontal curls) dressed with curling tongs by a French hair-dresser on a step-ladder; the woman’s husband looks on through a small telescope. Engraving, c. 1771, Wellcome Library, via Wikimedia Commons

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.