HES: Von ‚Soldatendramen‘ und ‚Fürstenspiegeln‘. Stipendiatenkolloquium am 9. Oktober

Unser nächstes Stipendiatenkolloquium am 9. Oktober wird wieder als Doppelsitzung stattfinden.  Beginn ist um 17.30 Uhr im Seminarraum des Forschungszentrums.

Tilman Venzl (Stuttgart): ‚Die Anregung des Meisterwerks‘. Zur Karriere einer literarischen Behauptung

Gotha_August_2013_Universitaet_Erfurt_045Als ‚Militärdramen‘ gelten gemeinhin Stücke wie Lessings Minna von Barnhelm, Büchners Woyzeck oder Borcherts Draußen vor der Tür. Doch auch und gerade abseits dieses Spitzenkanons finden sich zahlreiche ‚Militärdramen‘, für die sich in der Forschung der Begriff ‚Soldatenstück‘ etabliert hat. An diesen Begriff knüpft sich ein konkretes gattungsgeschichtliches Verlaufsmodell: Lessing habe die Gattung nicht nur aus der Taufe gehoben, sondern zugleich ihre Entwicklung wesentlich beeinflusst. Sein Stück Minna von Barnhelm habe sich im 18. Jahrhundert und auch darüber hinaus als maßgebliches Vorbild – als ‚Urbild aller Soldatenstücke‘ – erwiesen. Dieses gattungsgeschichtliche Grundnarrativ birgt allerdings eine verwickelte Hypothekenlast, die im Vortrag aufgezeigt wird.

Ankündigung zum Download: 2013-10-09_Aushang_Venzl (pdf, 83KB)

Christoph Schmitt-Maaß (Potsdam/Halle): Die Rezeption von Fénelons „Télémaque“ am Hof von Sachsen-Gotha im 18. Jahrhundert – rezeptionsästhetische, buchgeschichtliche und ideengeschichtliche Analysen

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Schlüsselseite aus dem Exemplar der FB Gotha von 1699, 3. Band (Poes 8° 00921/02 (03))

Fénelons „Avantures de Télémaque” (1699) war DER longseller des 18. Jahrhunderts. Die „Télémaque“-Ausgaben in der Forschungsbibliothek Gotha können drei Generationen herzoglicher Besitzer zugewiesen werden: Herzog Friedrich III. (1699–1772), dessen Gattin Luise Dorothea von Sachsen-Meiningen (1710–1767), deren gemeinsamen Söhnen Friedrich und Ernst (II.) von Sachsen-Gotha-Altenburg (1745–1804) sowie dem Sohn des Letztgenannten, August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822). Wurde der „Télémaque“ also intensiv in Gotha rezipiert, und wenn ja: warum? In meinem Vortrag möchte ich skizzieren, dass der „Télémaque“ zur Erziehung von Friedrich und Ernst (II.) zugrunde gelegt wurde; das erhellen die Erziehungsinstruktionen und die Erziehungsjournale. Die Mutter Luise Dorothea kann als wesentlicher ‚Katalysator‘ dieses Rezeptionsprozesses ausgemacht werden: Wie ihr Briefwechsel mit Voltaire erhellt, gewinnt der „Télémaque“ vor dem Hintergrund ihrer Ablehnung von Rousseaus „Émile“ als konservativer Fürstenspiegel mit aufgeklärten Implikationen Relevanz.

Ankündigung zum Download: 2013-10-09_Aushang_Schmitt-Maaß (pdf, 81KB)

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