Rückblick: „Deutsche Pornographie in der Aufklärung“

Vom 21. bis zum 23. Oktober 2015 fand die von Dirk Sangmeister (Gotha & Nicosia) und Martin Mulsow organisierte internationale Tagung „Deutsche Pornographie in der Aufklärung“ auf Schloss Friedenstein statt. Das Medienecho auf die Tagung war gewaltig: Zeitungen und Radiostationen berichteten im Vorfeld und während der Veranstaltung.

Die Tagung wollte ein neues Gebiet erschließen. Es galt aufzuräumen mit der Legende, dass die Deutschen im 18. Jahrhundert kaum erotische oder gar pornographische Texte geschrieben hätten, sondern dass vielmehr all diejenigen Werke, die im Zeitalter der Aufklärung in deutschen Landen lustvoll gelesen worden wären, überwiegend leichtfertige Frivolitäten und verwerfliche Schmutzliteratur fremder, vor allem französischer Provenienz gewesen seien. In diesem Sinne wurde über vergessene pornographische Romane, erotische Bühnenstücke und obszöne Gedichte von deutschen Autoren berichtet.

Die Tagung begann mit einem Blick auf die galante Literatur der Frühaufklärung, konzentrierte sich aber schon bald auf das späte 18. Jahrhundert, in dem die meisten der mehr als 200 Titel, die Sangmeister im Vorfeld zusammengetragen hatte, erschienen sind. Es gab eine lebendige Diskussion, die sich zwischen zwei Polen bewegte: auf der einen Seite die – notwendige – Erschließung von Titeln, Autoridentitäten, Verlagskontexten und Zensurmaßnahmen, auf der anderen Seite die grundsätzlichen Überlegungen zur Unterdrückung oder Befreiung des Eros in der europäischen Kultur seit der Antike.

Der Konferenzband zur Tagung wird 2017 erscheinen.

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