Matthias Rekow: Immer gleich in die Luft gehen? Zu den Ursprüngen der Interessen und Aktivitäten Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg an den Experimentalwissenschaften

Vortrag anlässlich des 275. Geburtstags Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg Am Mittwoch, dem 29. Januar 2020, spricht um 18.15 Uhr im Herzog-Ernst-Kabinett der Forschungsbibliothek Gotha Dr. des. Matthias Rekow unter dem Titel “Immer... Read More | Share it now!

Tag des offenen Denkmals auf dem Seeberg bei Gotha

Vom Meridianstein unterm Firmament. Zeit(um)brüche an der alten Seeberg-Sternwarte in Gotha

Der Sammlungs- und Forschungsverbund Gotha, in dem dieForschungsbibliothek und das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt und die Stiftung Schloss Friedenstein kooperieren, beteiligt sich am „Tag des offenen Denkmals“, der am 8. September stattfindet und in diesem Jahr unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ steht.

Seit 1993 veranstaltet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz diesen Tag des offenen Denkmals, an dem Denkmaleigentümer ihre Gebäude für Interessierte öffentlich zugänglich machen. In diesem Jahr findet die Auftaktveranstaltung in Gotha im Hotel „Alte Sternwarte“, Florschützstr. 10, statt. Das burgähnliche Gebäude ist ein ausgewiesenes Einzeldenkmal. Es wurde nach Plänen des Architekten Richard Klepzig (gest. 1912) um 1904 als stattlicher Sandsteinquaderbau errichtet. Am 8. September steht jedoch weniger das bestehende Gebäude im Vordergrund. Vielmehr richtet sich das Interesse auf dessen Vorgängerbau – die herzogliche Sternwarte auf dem Seeberg. Diese wurde nach Vorstellungen des Astronomen Franz Xaver von Zach (1754–1832) unter Ernst II. (1745–1804), Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, von 1787 bis 1791 erbaut. Die alte Sternwarte zählte nicht nur aufgrund ihrer instrumentellen Ausstattung, sondern auch wegen ihrer revolutionären Architektursprache zu den modernsten Observatorien ihrer Zeit. Eine gewichtige Rolle wurde ihr in der Astrogeodäsie zuteil, indem Zach mit Zustimmung des Herzogs ab 1802 eine erste Triangulation Thüringens und eine mitteleuropäische Gradmessung am Meridian Gotha initiierte. Heute ist von der Bausubstanz der alten Sternwarte nicht mehr viel geblieben. Lediglich der erhaltene Meridianstein weist noch auf ihre Existenz hin.

Die am Tag des offenen Denkmals stattfindenden Aktionen sollen dazu beitragen, die Bedeutung und Geschichte der ehemaligen Sternwarte wieder in den öffentlichen Fokus zu rücken. Der heutige Eigentümer der Liegenschaft, Schmitz Cargobull Gotha GmbH, hat dazu mit einer Arbeitsgruppe – bestehend aus Mitarbeitern sozialer Träger und der Stadtverwaltung Gotha sowie Historikern und Geodäten – ein Konzept entwickelt, wie das alte herzogliche Observatorium als historisch erlebbarer Ort gestaltet werden kann. Es ist geplant, den Grundriss der alten Sternwarte mit Pflastersteinen auf dem Hotelgelände zu markieren. Die dafür nötigen Archivrecherchen sind bereits abgeschlossen. Auf der Grundlage historischer Dokumente konnte nicht nur der alte Grundriss, sondern auch der Standort des nördlichen Meridiansteins rekonstruiert werden. Im August wurde der Stein unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit an seinen ursprünglichen Platz zurückverlegt. Einem zukünftigen Projekt bleibt es vorbehalten, die südliche Triangulationsbasis von der alten Sternwarte bis nach Schwabhausen zu kennzeichnen.

Am Tag des offenen Denkmals wird neben dem sichtbaren Grundriss der alten Sternwarte und der neuen Lage des Meridiansteins auch eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Gebäude auf dem Seeberg und ihrer Funktion zu erleben sein. Die Ausstellung „Vom Meridianstein unterm Firmament. Zeit(um)brüche an der alten Seeberg-Sternwarte in Gotha“, die weitgehend von Dr. des. Matthias Rekow vom Sammlungs- und Forschungsverbund Gotha konzipiert wurde, thematisiert den Wandel, den das Gelände auf dem Seeberg in den vergangenen zwei Jahrhunderten erfuhr. Der Bogen spannt sich von der Baugeschichte über die Funktion der Sternwarte als Arbeits- und Kommunikationsort der europäischen Astronomen und Geodäten im 18. und 19. Jahrhundert bis zur Bewirtschaftung durch Gastwirte seit den 1850er-Jahren, kurz von der Astronomie zur Gastronomie. Als Höhepunkt wird ein Mauerquadrant präsentiert, der heute zur Astronomischen Sammlung des Astrophysikalischen Instituts und der Universitäts-Sternwarte der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehört. Dieser Quadrant zählte 1789 zur instrumentellen Ausstattung der herzoglichen Sternwarte auf dem Seeberg. Er findet nun für kurze Zeit zurück an seinen ursprünglichen Nutzungsort.

Programm der Auftaktveranstaltung am 8. September, 10 Uhr

  • Eröffnung durch Frau Marlies Mikolajczak, Beigeordnete des Oberbürgermeisters der Stadt Gotha
  • Vortrag „Die Gebäude der Sternwarte auf dem Seeberg von 1792 und 1812“ (Dr. des. Matthias Rekow, Sammlungs- und Forschungsverbund Gotha)
  • Vortrag „Die Geschichte der Seeberg-Sternwarte nach 1840 bis heute“ (Matthias Wenzel, Verein für Stadtgeschichte Gotha)
  • Vortrag „Gotha als astronomisches Zentrum im 18. und 19. Jahrhundert“ (Torsten Beck, Assessor im Vermessungsbüro Lencer)

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