Stipendiatenkolloquien am 14. April 2016: Mareike Dippel und Hajo Frölich

Am Donnerstag, 14. April 2016, stehen wieder gleich zwei Vorträge von Herzog-Ernst-Stipendiaten auf dem Programm: Mareike Dippel (Kassel) spricht um 17:00 Uhr (s.t.) über „… ein origineller Sonderling.“ Eine biografische Untersuchung zu Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg und Hajo Frölich (Berlin) um 18:15 Uhr über Wissenschaft, Unterhaltung und Politik. Eine Geschichte des Zoos in China, 1906–2008. Natürlich sind alle Interessierten herzlich eingeladen ins Forschungszentrum Gotha zu kommen (Seminarraum im Pagenhaus, Schloss Friedenstein).

Kurze Einführungen zu den Vorträgen:

Mareike Dippel (Kassel): „… ein origineller Sonderling.“ Eine biografische Untersuchung zu Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg

August Emil Leopold von Sachsen-Gotha und Altenburg (1772-1822) wies für seine Zeitgenossen untypisch feminine Charakterzüge auf, die ihn als „originellen Sonderling“ kennzeichneten. Der Briefwechsel, den der Herzog mit führenden philosophischen und literarischen Persönlichkeiten seiner Zeit führte, diente nicht nur dem Austausch freundschaftlicher Worte. Er äußerte sich darüber hinaus ausführlich zu kulturellen, politischen und persönlichen Themen. Kernpunkt meiner Forschungen in Gotha ist eine mikrohistorische Textauswertung der Korrespondenz Herzog Augusts. Der Fokus liegt dabei auf dem Spannungsfeld zwischen der Selbstwahrnehmung als Mann und Herrscher und der Fremdwahrnehmung durch seine Zeitgenossen. Männlichkeitsentwürfe und -praktiken waren besonders um 1800 ein festes Gefüge aus Normen und Werten, da im Zuge der Aufklärung der Geschlechterdiskurs großen Anklang fand. Ob und inwieweit sich der Herzog von diesem Geflecht an Anforderungen an ihn als Mann und Landesherr beeinflussen ließ und wie er sie umsetzte, soll Gegenstand des Vortrags sein.

Mareike Dippel studierte Geschichte und Germanistik in Kassel. Ihr Hauptinteresse gilt der Frühen Neuzeit und der Bürgertumsforschung. Ihre Abschlussarbeit befasste sich mit Weiblichkeit und Bildungsmöglichkeiten für bürgerliche Frauen um 1800. Ihre Forschungen zu Herzog August in Gotha sind sowohl der Beginn ihres Dissertationsprojektes als auch die Erschließung eines für sie neuen Forschungsfeldes: die Adelsforschung.

Hajo Frölich (Berlin): Wissenschaft, Unterhaltung und Politik. Eine Geschichte des Zoos in China, 1906–2008

Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden fast überall auf der Welt Zoologische Gärten gegründet. Obwohl also der Zoo – wie das Museum oder das Opernhaus – schon lange Teil eines globalisierten Standard-Repertoires kultureller Einrichtungen ist, hat sich die Forschung zu seiner Geschichte bislang fast nur mit Europa und Nordamerika befasst. Als wissenschaftshistorischer Teil eines Projekts zur Geschichte chinesischer Zoos sucht der Vortrag nach Verbindungen zwischen dem Zoo und der Zoologie im China des frühen 20. Jahrhunderts. Dabei wird deutlich, dass zwischen beiden – anders als heutige Rechtfertigungen vermuten ließen – kaum Berührungspunkte bestanden. Chinesische Zoologen konzentrierten sich in ihrem Bemühen um die eigene, nationale Emanzipation von der westlichen Tierkunde stattdessen auf Labor- und vor allem auf Feldforschung in Form von Expeditionen innerhalb Chinas. Diese waren bis dahin von ausländischen Institutionen durchgeführt worden. Insofern ist es kein Zufall, dass Chinas Zoos tatsächlich nie „Zoologische Gärten“ sondern schlicht „Tierparks“ (dongwuyuan) hießen und heißen.

Hajo Frölich hat 2015 an der Freien Universität Berlin seine Doktorarbeit in Sinologie zur Organisation des ersten staatlichen Schulwesens im späten chinesischen Kaiserreich (1900–1911) abgeschlossen. Derzeit forscht er zur Geschichte Zoologischer Gärten im China des 20. Jahrhunderts.

Der Wortmelder. Das News-Portal der Universität Erfurt gibt ebenfalls Auskunft.

Abbildung: Friedrich Ludwig Theodor Doell (1789 – 1863): Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg, Öl auf Leinwand, 1807, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha, via Wikimedia Commons

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